An anthology of German literature - Part 42
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Part 42

Die patriarchen alle 25 Und cardinal gemain,[12]

Die bischof sein im falle, Der pfarrer bleibt allain; Ja den die gmain[13] erwelet Nach irem unverstand 30 Und fur ain hirten zelet; Ach, we der grossen schand!

Die minsten sein iez all gelert, Der[14] vor nie beten kunt, Kain ler auf erden ie gehort, 35 Dorft nie aufton sein mund: Die widerfechten alle Die zierd[15] der christenhait, Gent steur[16] zu niderfalle Ir lob und herlichait. 40 Die mess, die sol nim[17] gelten Im leben noch im dot, Die sacrament sie schelten, Die seien uns nit not; Funf[18] hon sie gar vernichtet, 45 Die andern[19] lon sie ston Der ma.s.sen zu gerichtet, Da.s.s sie auch bald zergon.

Wir sein all pfaffen worden, Baid, weiber und die man, 50 Wie wol wir hant kain orden, Kain weihe gnomen an.

Die stiel ston auf den benken, Der wagen vor dem ross, Der glaub wil gar versenken, 55 Der grund ist bodenlos.

Die pfaffen sein zerschlagen, Die munch sein auch zertrent, Mit luter stimmen klagen, Man hab sie lang geschent:[20] 60 Uns alles fur erlogen,[21]

Was sie hont ie gesait, Auss ihren fingern gsogen, Verfiert die christenhait.

Wer iez zu mal kan liegen, 65 Veracht all oberkait, Das evangeli biegen[22]

Auf mort und herzenlaid: Dem lauft man zu mit schalle, Hanthabt[23] in mit gewalt, 70 Biss unser glaub verfalle Und gar in eschen falt.

Der apfel ist geworfen Der zwitracht, das ist war, In steten und in dorfen; 75 Und geben nit ain har, Ja nit ain meit[24] auf erden Umb alle oberkait; Mit listen und gefarden Erdenkt man herzenlaid. 80 Das evangeli frone,[25]

Das was ein frolich mar, Von got eroffnet schone Zu frid von himel her: Das hont sie iez vergiftet 85 In mort und bitterkait; Es was zu freud erstiftet, Iez bringt es herzenlaid.

Ich kan michs nit beklagen Ja uber gotes wort, 90 Allain da.s.s sies vertragen Und rinklen[26] auf ain mort Das wort des ewigen leben Zu aufrur und dem dot, Von Christo uns gegeben, 95 Das er auss lieb erbot.

[Notes: 1: The _Bruder Veits Ton_, verse-form and tune, was a popular favorite. See Erk und Bohme's _Liederhort_, II, 59.

2: _Iez_ = _jetzt_.

3: _Furgon_ = _vorgehen_.

4: _Taten ... tat_ = _wurden zur Tat schreiten_, 'would do something.'

5: _Sein_ = _sind_.

6: _Verjagen_ = _beseitigt_, 'done away with.'

7: _Me_ = _mehr_.

8: _Aufdrait_ = _auftragt_, 'wears.'

9: _Erstift_, 'established'; see Mat. xvi, 18.

10: _Undertani_, an abstract from _Untertan_, in the collective sense of _Untertanenschaft_.

11: _Brachtet_, from _brachten_ = _schreien, toben_. The sense is: 'Where subjects revolt and rulers are powerless.'

12: _Gemain_ = _samtlich_.

13: _Gmain_ = _Gemeinde_.

14: _Der_, in the sing., as if _der minste_ had preceded.

15: _Zierd_, the church.

16: _Gent steur_ = _geben Steuer_, 'help on,' 'aid.'

17: _Nim_ = _nimmer (nie mehr)_.

18: _Funf_, namely, confirmation, penance, extreme unction, order, and matrimony.

19: _Andern_, namely, baptism and the eucharist.

20: _Geschent_ = _geschandet_, 'treated disgracefully.'

21: _Fur erlogen_ = _vorgelogen_.

22: _Biegen_, with _kan_ above; 'whoso can bend the gospel to murder,' etc.

23: _Hanthabt_, 'invests' (puts into his hands).

24: _Meit_, 'mite.'

25: _Frone_ = _heilig_.

26: _Rinklen_, 'twist,' 'pervert,'--like the preceding _vertragen_.]

+XLIII. THE REFORMATION DRAMA+

The spirit of Luther--opposition to the papacy and reliance on scripture--soon found expression in the acted drama. To ill.u.s.trate this phase of the new literary movement three plays have been drawn on: first, a Swiss play, performed on the streets of Bern in 1522; second, a Low German play, performed at Riga in 1527; third, a midland play, performed at Kahla in 1535. The text of No. 1 follows Bachtold's _Bibliothek alterer Schriftwerke der deutschen Schweiz_, II, 103; for No. 2 see Braune's _Neudrucke_, No. 30; for No. 3, t.i.ttmann's _Schauspiele aus dem 16. Jahrhundert_, pages 21 ff.

1

_From the 'Contrast between the Pope and Christ,' by Niklaus Manuel._[1]

CLaIWE PFLUG

Vetter Ruede, was lebens ist nun vorhand?

Mich dunkt, es sig[2] aber neiwas nuws[3] im land.

Wer ist der gut fromm biderman, Der da ein grawen rock treit an[4]

Und uf dem schlechten esel sitzt 5 Und treit ein kron, von dornen gespitzt?

Er ist on zwifel ein trut[5] biderman, Das sich[6] ich im wol an sim angsicht an; Es ist kein hoffart in im nit, Sin hofgesind im des zugnuss git[7]: 10 Die im nachgand,[8] hinkend und kriechen, Die armen blinden und feldsiechen.[9]

Schouw, was armer luten gand im nach!

Ich mein, da.s.s er niemand verschmach.[10]

Die armen stinkenden ellenden lut, 15 Sie hend doch kein gelt und gend im gar nut.

Das ist doch ein ellende unl.u.s.tige schar Und gand ouch so gar gottsjamerlich dahar: Der lam, der ander blind, der dritt wa.s.sersuchtig!

Und sitzt aber der gut man so herzlich zuchtig, 20 So ganz schamig und einfeltig uf dem tier.

Lieber min etter[11] Ruedi, wie gfalt er dir?

Lieber etter, weistu, wer er ist, Ach, so sag mir's ouch durch Jesum Christ!

RuEDE VOGELNEST

Etter Claiwe, ich bekennen[12] in vast wol,[13] 25 Darumb ich's dir ouch billichen sagen sol!

Er ist unser hochster schatz und hort, Er ist des ewigen vaters wort, Das in dem anfang was bi gott, Do er alle ding beschaffen wott,[14] 30 Himmel und erden, tag und nacht.

On in ist ganz nut gemacht, Noch das firmament, noch der erdenklotz: Er ist der sun des lebendigen gotts.

Es ist der suess, milt und recht demuetig, 35 Trostlich, frolich, barmherzig und guetig, Heilmacher der welt, herr Jesus Christ, Der am crutz fur uns ges...o...b..n ist In sinem dri und drissigsten alter, Unser schopfer, erloser und behalter, 40 Ein kunig aller kunig, herr aller herren, Den ouch die kreft der himel eren.

CLaIWE PFLUG

Verden pl.u.s.t willen,[15] ist das der?

Wenn er halb als hoffertig wer, Als unser kilchherr[16] und sin caplan, 45 So sahe er der bettler keinen an.

Was gemeint der alt glatzet[17] fischer darmit, Da.s.s er so dapfer neben im dahar tritt, Und ouch die anderen biderben lut?

Weist du ouch, was doch das selb bedut? 50

RuEDE VOGELNEST

Der alt fischer das ist sant Peter.

Der herr Jesus hat kein trumeter,[18]

Blind und lam sind sin trabanten.

Und die in ein sun gottes erkanten, Das warend schlecht einvaltig lut; 55 Die pfaffen schatztend in gar nut Und widerstrebtend im alle zit, So straft er sie umb iren git[19]

Und ander suntlich wis und berden.[20]

Er kond nie eins mit inen werden. 60 Darumb sie in allwegen verstiessend Und zuletst am krutz ermorden liessend.

(_Hie zwischen kam der bapst geritten in grossem triumph in harnisch mit grossem kriegszug[21] zu ross und fuss mit grossen panern und fenlinen von allerlei nationen lut. --Sin eidgenossen gwardi[22] all in siner farb, trumeten, pasunen,[23] trummen, pfifen, kartonen,[24]

schlangen,[25] huren und buben und was zum krieg gehort, richlich, hochprachtlich, als ob er der turkisch keiser war. Do sprach aber_)

CLaIWE PFLUG

Vetter Ruede, und wer ist aber der gross keiser, Der mit im bringt so vil kriegischer pfaffen und reiser[26]

Mit so grossen mechtigen hochen rossen, 65 So mencherlei wilder seltsamer bossen,[27]

So vil multier mit gold, samet beziert, Und zwen spicherschlussel[28] im paner fiert?

Das nimpt mich frombd und mechtig wunder.