An anthology of German literature - Part 61
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Part 61

Annchen von Tharau ist, die mir gefallt; Sie ist mein Leben, mein Gut und mein Geld.

Annchen von Tharau hat wieder ihr Herz Auf mich gerichtet in Lieb' und in Schmerz.

Annchen von Tharau, mein Reichtum, mein Gut, 5 Du meine Seele, mein Fleisch und mein Blut!

Kam' alles Wetter gleich auf uns zu schlahn, Wir sind gesinnt bei einander zu stahn.

Krankheit, Verfolgung, Betrubnis und Pein, Soll unsrer Liebe Verknotigung sein. 10

Recht als ein Palmenbaum uber sich steigt, Je mehr ihn Hagel und Regen anficht;

So wird die Lieb' in uns machtig und gross Durch Kreuz, durch Leiden, durch allerlei Noth.

Wurdest du gleich einmal von mir getrennt, 15 Lebtest, da wo man die Sonne kaum kennt;

Ich will dir folgen durch Walder, durch Meer, Durch Eis, durch Eisen, durch feindliches Heer.

Annchen von Tharau, mein Licht, meine Sonn', Mein Leben schliess' ich um deines herum. 20

Was ich gebiete, wird von dir gethan, Was ich verbiete, das la.s.st du mir stahn.

Was hat die Liebe doch fur ein Bestand, Wo nicht ein Herz ist, ein Mund, eine Hand?

Wo man sich peiniget, zanket und schlagt, 25 Und gleich den Hunden und Katzen betragt?

Annchen von Tharau, das woll'n wir nicht thun; Du bist mein Taubchen, mein Schafchen, mein Huhn.

Was ich begehre, ist lieb dir und gut; Ich la.s.se den Rock dir, du la.s.st mir den Hut. 30

Dies ist uns, Annchen, die susseste Ruh', Ein Leib und Seele wird aus Ich und Du.

Dies macht das Leben zum himmlischen Reich, Durch Zanken wird es der Holle gleich.

+LV. PAUL GERHARDT+

1607-1676. Gerhardt was a Lutheran pastor who is preeminent as a writer of hymns for worship. His psalmody has less of the militant spirit than Luther's, his voice being the voice of German Protestantism as chastened by the terrible sufferings of the great war. The selections follow Wolff's edition in Kurschner's _Nationalliteratur_, Vol. 31.

+1+

+Befiehl dem Herrn deine Wege.+

Befiehl du deine Wege, Und was dein Herze krankt, Der allertreusten Pflege Des, der den Himmel lenkt: Der Wolken, Luft und Winden 5 Giebt Wege, Lauf und Bahn, Der wird auch Wege finden, Da dein Fuss gehen kann.

Dem Herren musst du trauen, Wann dirs soll wohlergehn; 10 Auf sein Werk musst du schauen, Wann dein Werk soll bestehn.

Mit Sorgen und mit Gramen Und mit selbsteigner Pein La.s.st Gott ihm gar nichts nehmen, 15 Es muss erbeten sein.

Dein ewge Treu und Gnade, O Vater, weiss und sieht, Was gut sei oder schade Dem sterblichen Geblut: 20 Und was du denn erlesen, Das treibst du, starker Held, Und bringst zum Stand und Wesen, Was deinem Rat gefallt.

Weg hast du allerwegen, 25 An Mitteln fehlt dirs nicht; Dein Thun ist lauter Segen, Dein Gang ist lauter Licht, Dein Werk kann niemand hindern, Dein Arbeit darf nicht ruhn, 30 Wann du, was deinen Kindern Erspriesslich ist, willst thun.

Und ob gleich alle Teufel Hie wollten widerstehn, So wird doch ohne Zweifel 35 Gott nicht zurucke gehn: Was er ihm furgenommen Und was er haben will, Das muss doch endlich kommen Zu seinem Zweck und Ziel. 40

Hoff, o du arme Seele, Hoff und sei unverzagt!

Gott wird dich aus der Hohle, Da dich der k.u.mmer plagt, Mit grossen Gnaden rucken: 45 Erwarte nur der Zeit, So wirst du schon erblicken Die Sonn der schonsten Freud.

Auf, auf, gieb deinem Schmerze Und Sorgen gute Nacht! 50 La.s.s fahren, was das Herze Betrubt und traurig macht!

Bist du doch nicht Regente, Der alles fuhren soll; Gott sitzt im Regimente 55 Und fuhret alles wohl.

Ihn, ihn la.s.s thun und walten, Er ist ein weiser Furst Und wird sich so verhalten, Da.s.s du dich wundern wirst, 60 Wann er, wie ihm gebuhret, Mit wunderbarem Rat Das Werk hinausgefuhret, Das dich bek.u.mmert hat.

Er wird zwar eine Weile 65 Mit seinem Trost verziehn Und thun an seinem Teile, Als hatt in seinem Sinn Er deiner sich begeben; Und solltst du fur und fur 70 In Angst und Noten schweben, So frag er nichts nach dir.

Wirds aber sich befinden, Da.s.s du ihm treu verbleibst, So wird er dich entbinden, 75 Da dus am wengsten glaubst: Er wird dein Herze losen Von der so schweren Last, Die du zu keinem Bosen Bisher getragen hast. 80

Wohl dir, du Kind der Treue, Du hast und tragst davon Mit Ruhm und Dankgeschreie Den Sieg und Ehrenkron.

Gott giebt dir selbst die Palmen 85 In deine rechte Hand, Und du singst Freudenpsalmen Dem, der dein Leid gewandt.

Mach End, o Herr, mach Ende An aller unser Not! 90 Stark unser Fuss und Hande Und la.s.s bis in den Tod Uns allzeit deiner Pflege Und Treu empfohlen sein, So gehen unsre Wege 95 Gewiss zum Himmel ein.

+2+

+Abendlied.+

Nun ruhen alle Walder, Vieh, Menschen, Stadt und Felder, Es schlaft die ganze Welt: Ihr aber, meine Sinnen, Auf, auf, ihr sollt beginnen, 5 Was eurem Schopfer wohlgefallt.

Wo bist du, Sonne, blieben?

Die Nacht hat dich vertrieben, Die Nacht, des Tages Feind; Fahr hin, ein ander Sonne, 10 Mein Jesus, meine Wonne, Gar h.e.l.l in meinem Herzen scheint.

Der Tag ist nun vergangen, Die guldnen Sternen prangen Am blauen Himmels Saal: 15 Also werd ich auch stehen, Wenn mich wird heissen gehen Mein Gott aus diesem Jammerthal.

Der Leib eilt nun zur Ruhe, Legt ab das Kleid und Schuhe, 20 Das Bild der Sterblichkeit, Die ich zieh aus: dagegen Wird Christus mir anlegen Den Rock der Ehr und Herrlichkeit.

Das Haupt, die Fuss und Hande 25 Sind froh, da.s.s nu zum Ende Die Arbeit kommen sei: Herz, freu dich, du sollt werden Vom Elend dieser Erden Und von der Sunden Arbeit frei. 30

Nun geht, ihr matten Glieder, Geht hin und legt euch nieder, Der Betten ihr begehrt: Es kommen Stund und Zeiten, Da man euch wird bereiten 35 Zur Ruh ein Bettlein in der Erd.

Mein Augen stehn verdrossen, Im Hui sind sie geschlossen; Wo bleibt denn Leib und Seel?

Nimm sie zu deinen Gnaden, 40 Sei gut fur allem Schaden, Du Aug und Wachter Israel.

Breit aus die Flugel beide, O Jesu, meine Freude, Und nimm dein Kuchlein ein. 45 Will Satan mich verschlingen, So la.s.s die Englein singen: Dies Kind soll unverletzet sein.

Auch euch, ihr meine Lieben, Soll heinte nicht betruben 50 Ein Unfall noch Gefahr.