An anthology of German literature - Part 31
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Part 31

_Die dritte Torichte spricht also_:

Da Gott uns Heil versagt, Beten wir zu der reinen Magd, Mutter aller Barmherzigkeit, 25 Da.s.s sie uns huld sei in unsrem grossen Herzeleid Und zu ihrem Sohn flehe fur uns Armen, Da.s.s er sich unser woll' erbarmen.

_Die vierte Torichte spricht_:

Maria, Mutter und Magd, Uns ward gar oft gesagt, 30 Du seiest aller Gnade voll; Nun bedurfen wir der Gnade wohl.

Dies bitten wir dich sehr Bei aller Jungfrauen Ehr', Da.s.s du zu deinem Sohn flehest fur uns Armen, 35 Er moge sich unser gnadig erbarmen.

_Maria spricht also_:

Tatet ihr je mir oder meinem Kinde etwas zu Frommen, Es musste euch jetzt zu statten kommen.

Das tatet ihr aber leider mit nichten, Drum wird unser beider Bitte wenig ausrichten. 40 Doch will ich's versuchen bei meinem Kinde, Ob ich vielleicht Gnade finde.

_Maria fallt auf die Kniee vor unsern Herrn und spricht_:

Ach, liebes Kind mein, Gedenke der armen Mutter dein, Gedenke der mannigfaltigen Not, 45 Die ich erlitt durch deinen Tod.

Herr Sohn, da ich dein genas, Hatt' ich weder Haus noch Palas, Ganz arm war ich; Das hab' ich erlitten fur dich. 50 Ich hatte mit dir Muhe, es ist wahr, Mehr als dreiunddreissig Jahr; Sieh, liebes Kind, das lohne mir Und erbarme dich dieser Armen hier.

_Jesus spricht zu Maria_:

Mutter, denkt an das Wort, 55 Das sie finden geschrieben dort: Wolken und Erde sollen vergehn, Meine Worte sollen immer stehn.

Du errettest den Sunder nimmermehr, Weder du noch das ganze himmlische Heer. 60

_Die erste Torichte spricht also_:

Ach Herr, bei deiner Gute Erweiche dein Gemute Und erzurne dich nicht so sehr.

Bei aller Jungfrauen Ehr'

Schau' heute unser Elend an; 65 Es reut uns, was wir dir zu Leid je haben getan.

Nicht wieder wollen wir uns vergehen; Erh.o.r.e deiner Mutter Flehen Und la.s.s uns arme Jungfrauen Die Festlichkeit beschauen. 70 Maria, aller Sunder Trosterin, Hilf uns zum Freudensaal darin!

_Maria spricht also_:

Eure Fursprecherin will ich gerne sein.

Waret ihr nur von Sunde frei, Ihr kamet desto leichter herein. 75 Ich will aber fur euch mein Kind Jesum bitten.

Liebes Kind, la.s.s dich meiner Bitte nicht verdriessen!

La.s.s heute unsre Tranen vor deinen Augen fliessen, Und denke an das Ungemach, Das ich erlitt an deinem Todestag, 80 Da ein Schwert durch meine Seele ging.

Also fur jene Pein, die ich um dich empfing, Belohne mich zu gunsten dieser Armen Und ihrer la.s.s dich nun erbarmen.

Du bist ihr Vater, eine jede ist dein Kind; 85 Denke, wie lastig sie dir auch geworden sind In manchem Ungemache, Und in was fur einer Sache Der Sunder dich auch geplagt, Er ist dennoch die Schopfung deiner Macht. 90 Mein Sohn, du trauter, guter, Erh.o.r.e deine Mutter.

Hab' ich dir je einen Dienst getan, So nimm dich dieser Armen an, Damit die jammervolle Schar 95 Zu Himmel ohne Urteil fahr'.

_Jesus spricht also:_

Nun schweiget, Frau Mutter mein; Solche Rede mag nicht sein.

Da sie auf der Erde waren, Gute Werke sie nicht gebaren, 115 Ihnen gema.s.s war alle Schlechtigkeit; Drum versag' ich ihnen meine Barmherzigkeit, Nach der sie dort nie suchten, Und schicke sie zu den Verfluchten; Ihre spate Reue soll nichts nutzen. 105 Zu Gericht will ich jetzt sitzen: Geht, ihr Verfluchten an Seel' und Leibe, Wie ich euch von mir jetzt vertreibe.

Geht in das Feuer unter die Hut Des ubeln Teufels und seiner Brut! 110 Sunder, geh von mir!

Trost und Gnade versag' ich dir.

Kehre von den Augen mein, Fern bleibe dir meines Antlitz' Schein!

Scheide von meinem Reich, 115 Das du, dem Toren gleich Durch deine Sunden verloren hast; Trage mit dir der Sunden Last!

Gehe hin und schrei' und heul'!

Keine Hilfe wird dir je zu teil. 120

+x.x.xIV. EASTER PLAYS+

The Easter plays grew out of a brief and solemn church function, which followed a Latin ritual. In time German superseded the Latin, but without replacing it entirely; the performances increased greatly in scope, took in elements of fun, buffoonery and _diablerie_, outgrew the churches and became great popular festivals, which were usually held in the market-place. The performance of an Easter play together with a preceding pa.s.sion play might occupy several hundred actors for a number of days. The texts as known to us are hardly 'literature' in the narrower sense. They were written by men of small poetic talent, who rimed carelessly, used the rough-and-ready language of the people, did not shrink from indecency and aimed at dramatic rather than poetic effects.

1

_From the Redentin play: Christ's descent into h.e.l.l._[1]

LUCIFER

Nun seht, ist das nicht ein wunderlich Getue, Da.s.s wir nicht mehr sollen leben in Ruhe?

Wir wohnen hier schon uber funftausend Jahr Und wurden solches Unfugs noch nie gewahr, Wie man ihn jetzt gegen uns will treiben; 5 Dennoch wollen wir hier verbleiben, So lange wir stehen noch kampfbereit, Ob es euch allen sei lieb oder leid.

LUCIFER (_ad David_)

David, wer ist dieser Konig der Ehren?

DAVID

Das kann ich dir wohl leicht erklaren: 10 Er ist der starke Herr, Machtig im Kampf und in aller Ehr'; Er ist's, der alle Dinge hat erschaffen.

LUCIFER

O weh, so sind unnutz all unsre Waffen Und all unsre Wehr, 15 Kommt der gewaltige Konig hierher.

JESUS

Ich fordre, Riegel an dieser Holle, Da.s.s du dich auftuest in der Schnelle.

Ich will zerbrechen das Hollentor Und die Meinen fuhren hervor. 20

(_et cantat: Ego sum Alpha et Omega, etc._)

Ich bin ein A und auch ein O; Das sollt ihr wissen alle, so Hier seid in dieser Hollenfeste.

Ich bin der Erste und auch der Letzte.

Der Schlussel Davids bin ich gekommen, 25 Um zu erlosen meine Frommen.

SATANAS

Wer ist dieser Mann mit dem roten Kleide, Der uns so vieles tut zu Leide?

Eine Unanstandigkeit ist das Und beleidigt uns in hohem Ma.s.s. 30

JESUS