An anthology of German literature - Part 12
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Part 12

+XIX. GUDRUN+

A ballad epic of the Lowlands, in which ancient viking tales of bride-stealing and sea-fighting have been worked over under the influence of Christianity and chivalry. Although the only extant ma.n.u.script dates from the early years of the 16th century, the poem was probably composed about 1200,--not long after the Nibelungenlied, the style of which it to some extent imitates. There are in all 1705 four-line strophes. The strophe is like that of the Nibelungenlied save that the rimes _bb_ are feminine, and the final half-line has five accents. This last feature gives to the verse a dragging effect which is unpleasant to the modern ear.

The locus of the poem is the coast of the North Sea from Jutland to Normandy. The story consists of a Hilde-saga and a Gudrun-saga, the whole being preceded by an introductory account of Hilde's lineage. She is the daughter of 'wild Hagen,' King of Ireland, and is abducted, not much against her will, by envoys of Hetel, King of the Hegelings. Gudrun is the daughter of Hetel and Hilde. She betroths herself to Herwig of Seeland, but is violently abducted, during the absence of her father's fighting men, by Hartmut of Normandy. The Hegelings pursue, and a great fight takes place on the Wulpensand (near the mouth of the Scheldt).

King Hetel and many of his men are killed, and the Normans sneak away in the night with the captured women. For fourteen years (while a new generation of Hegelings is growing up) Gudrun lives as exile in Normandy, faithful to her absent lover Herwig, and cruelly treated by the fiendish mother of Hartmut because she refuses to take the Norman for a husband. Then come rescue and revenge.

There are several translations, the most popular being, again, that of Simrock. To ill.u.s.trate the meter the first of the selections below is given in Simrock's rendering; the others are in the smoother translation of Loschhorn, who ruthlessly amputates the two extra feet in the last half-line.

_From Adventure 6: Horand the Dane, one of Hetel's envoys, does some wonderful singing, which captivates the princess Hilde._

Als die Nacht ein Ende nahm und es begann zu tagen, Horand hub an zu singen, da.s.s ringsum in den Hagen Alle Vogel schwiegen vor seinem sussen Sange.

Die Leute, die da schliefen, lagen in den Betten nicht mehr lange.

Sein Lied erklang ihm schoner und lauter immerdar, 5 Herr Hagen hort' es selber, der bei Frau Hilde war.

Aus der Kemenate mussten sie zur Zinne, Der Gast war wohl beraten; die junge Konigin ward des Sanges inne.

Des wilden Hagen Tochter und ihre Magdelein Sa.s.sen da und lauschten, wie selbst die Vogelein 10 Auf dem Konigshofe verga.s.sen ihr Getone; Wohl horten auch die Helden, wie der von Danenlanden sang so schone.

Als er schon das dritte Lied zu Ende sang, Allen, die es horten, wahrt' es nicht zu lang.

Es dauchte sie in Wahrheit nur spannenlange Weile, 15 Wenn er immer sange, wahrend einer ritte tausend Meilen.

Als er gesungen hatte und von der Stelle ging, Die Konigstochter morgens wohl nie so froh empfing, Die ihr die Kleider brachten, die sie sollte tragen.

Das edle Magdlein schickte sie alsbald nach ihrem Vater Hagen. 20

Der Konig ging zur Stelle, wo er die Tochter fand.

In traulicher Weise war da des Magdleins Hand An ihres Vaters Kinne; sie wusst' in ihn zu dringen.

Sie sprach: "Liebes Vaterlein, heiss ihn uns noch neue Lieder singen."

Er sprach: "Liebe Tochter, wenn er zur Abendstund' 25 Dir immer singen wollte, ich gab' ihm tausend Pfund.

Doch sind so hochfahrtig des fremden Landes Sohne, Da.s.s uns hier am Hofe nicht so leicht erklingen seine Tone."

Was sie bitten mochte, der Konig blieb nicht mehr.

Nun fliss sich wieder Horand, da.s.s er nie vorher 30 So wundersam gesungen; die Siechen und Gesunden Konnten nicht vom Platze, wo sie da wie angewurzelt stunden.

Die Tier' im Walde liessen ihre Weide stehn; Die Wurme, die da sollten in dem Grase gehn, Die Fische, die da sollten in dem Wa.s.ser fliessen, 35 Verliessen ihre Fahrte; wohl durft' ihn seiner Kunste nicht verdriessen.

Was er da singen mochte, das dauchte niemand lang, Verleidet in den Ch.o.r.en war aller Pfaffen Sang.

Auch die Glocken klangen nicht mehr so wohl als eh'; Allen, die ihn horten, war nach Horanden weh. 40

Da liess ihn zu sich bringen das schone Magdelein; Ohn' ihres Vaters Wissen, gar heimlich sollt' es sein.

So blieb es ihrer Mutter, Frau Hilden, auch verhohlen, Da.s.s der Held so heimlich sich zu ihrem Kammerlein gestohlen.

_From Adventure 15: The abduction of Gudrun by the Normans._

Ludwig und Hartmut drangen in das hohe Tor, Viel todeswunde Streiter liessen sie davor.

Eine edle Jungfrau zu weinen drob begann; Viel Schaden ward von Feinden in Hetels Burg getan.

Von Ormanie der Konig gewann da frohen Mut.

Seine Zeichen trugen er und die Helden gut 5 Bis an den Saal der Feste. Da liess man von den Zinnen Die lichten Fahnen flattern; Weh traf die Koniginnen.

Hartmut, der schnelle Degen, zur schonen Kudrun geht.

Er spricht: "Edle Jungfrau, Ihr habt mich stets verschmaht; 10 Drum werden wir's verschmahen, ich und die Freunde mein, Da.s.s wir Gefangene machen. Man hangt sie, gross und klein."

Nichts mehr gab sie zur Antwort als: "Wehe, Vater mein!

Konntest du es wissen, da.s.s man die Tochter dein Gewaltsam wagt zu fuhren hinweg aus deinem Lande, 15 Du spartest der Verla.s.s'nen den Schaden und die Schande."

Gern wusst' ich, was ware den Fremden wohl geschehn, Wenn der grimme Wate hatte zugesehn, Wie Hartmut der kuhne durch den Saal geschritten kam, Und mit ihm Konig Ludwig Kudrun gefangen nahm. 20

Wate und auch Hetel hatten es ihm verwehrt Und manchen Helm zerhauen mit ihrem guten Schwert, War's ihnen nur verraten! Man sahe nimmermehr Gefuhrt die schone Kudrun gefangen ubers Meer.

Es standen alle Leute in trubem Sinn und Mut; 25 Nicht anders war' es heute. Man nahm da Hab' und Gut Mit Raub den armen Burgern und trug es fort zugleich.

Glaubt mir, es wurde jeder von Hartmuts Recken reich.

Als sie genommen hatten Schatze und Gewand, Fuhrte man Frau Hilde hinaus an ihrer Hand. 30 Gern hatte auf die Zinnen man roten Brand gesetzt; Da.s.s einst die Rache folgte, wer dachte daran jetzt?

Hartmut befahl, es bleibe die Feste unversehrt.

Schnell das Land zu raumen hat der Furst begehrt, Eh' man die uble Kunde hatt' Hetel uberbracht, 35 Der noch in Waleis kampfte mit stolzer Heeresmacht.

"Auch sollt ihr Raub nicht nehmen," sprach der Held Hartmut, "Sind wir daheim, so zahl' ich mit meines Vaters Gut.

Auch fahren wir um so leichter uber die weite See."

Ludwigs grimmes Wuten tat Kudruns Herzen weh. 40

Die Burg, die war gebrochen; die Stadt, die war verbrannt.

Da hatte man gefangen die besten, die man fand; Zweiundzwanzig Frauen, minnigliche Maide, Fuhrten sie von dannen zu Hildes Herzeleide.

Wie traurig stand im Saale die edle Konigin! 45 Sie schritt betrubten Herzens zu einem Fenster hin, Zu grussen die Gefangenen mit einem letzten Blick; Es blieb manch edle Fraue klagend bei ihr zuruck.

_From Adventure 17: The battle on the Wulpensand._

Es war ein breiter Werder, der Wulpensand genannt, Da hatten Ludwigs Recken aus Normannenland Fur sich und ihre Rosse geschafft willkommne Rast.

Wie bald bedrangt' die Frohen der grimmen Sorge Last!

Man fuhrte aus den Schiffen auf den oden Strand 5 Die minniglichen Madchen aus Hegelingenland.

Wie sie das Herz es lehrte, so klagten da die Frauen Und liessen ihre Tranen die Feinde reichlich schauen.

Da sah der Schiffer einer auf den Wogen nahn Ein Schiff mit vollen Segeln; dem Konig sagt' er's an. 10 Und als sie es erblickten, rief Hartmut und die Seinen: "Pilger sind es. Sehet das Kreuz im Segel scheinen!"

Bald erschaute jeder drei Kiele fest und gut, Dabei neun volle k.o.c.ken; die fuhrten durch die Flut Manchen, der noch nimmer zu Gottes Ruhm und Ehr' 15 Ein Kreuz getragen hatte![1] Der Normann griff zur Wehr.

Bald waren sie so nahe, da.s.s man die Helme sah Auf dem Verdecke glanzen. Viel Not erhob sich da Und mancher arge Schaden fur Ludwig und sein Heer.

"Auf!" rief Hartmut, "uns suchen die Feinde uber Meer." 20

Nicht trage waren die Fremden, nah kamen sie dem Land, Da.s.s man schon knarren horte die Ruder an dem Strand.

Dort standen zum Empfange in h.e.l.lem Waffenkleid Die Alten und die Jungen am Ufer schon bereit.