An anthology of German literature - Part 11
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Part 11

Da sprach in Jammer weiter der todwunde Held: "Wollt ihr, edler Konig, noch auf dieser Welt An jemand Treue pflegen, so la.s.st befohlen sein Doch auf Eure Gnade Euch die liebe Traute mein. 80

Es komm' ihr zu Gute, da.s.s sie Eure Schwester ist; Bei aller Fursten Tugend helft ihr zu jeder Frist.

Mein mogen lange harren mein Vater und mein Lehn; Nie ist an liebem Freunde einem Weib so leid geschehn."

Er krummte sich in Schmerzen, wie ihm die Not gebot, 85 Und sprach aus jammerndem Herzen: "Mein mordlicher Tod Mag euch noch gereuen in der Zukunft Tagen; Glaubt mir in rechten Treuen, ihr euch selber habt erschlagen."

Die Blumen allenthalben waren vom Blute na.s.s.

Da rang er mit dem Tode, nicht lange tat er das, 90 Denn des Todes Waffe schnitt ihn allzusehr.

Da konnte nicht mehr reden dieser Degen kuhn und hehr.

[Notes: 8: The two queens have quarreled, and Hagen, as the faithful liegeman of Brunhild, seeks the life of Siegfried, who is invulnerable except in one spot on his back. At the end of a day's hunt in the Odenwald (across the Rhine from Worms) the thirsty Siegfried races with Gunter and Hagen to a spring.

9: The silken cross which the unsuspecting Kriemhild has sewn upon her husband's corselet, in order that Hagen may protect him from the spears of the enemy.]

_From Adventure 39: The end of the Nibelungs._[10]

Den Schild liess er fallen, seine Starke, die war gross; Hagnen von Tronje mit den Armen er umschloss.

So ward von ihm bezwungen dieser kuhne Mann; Gunter der edle darob zu trauern begann.

Hagnen band da Dietrich und fuhrt' ihn, wo er fand 5 Kriemhild die edle, und gab in ihre Hand Den allerkuhnsten Recken, der je Gewaffen trug; Nach ihrem starken Leide ward sie da frohlich genug.

Da neigte sich dem Degen vor Freuden Etzels Weib: "Nun sei dir immer selig das Herz und auch der Leib; 10 Du hast mich wohl entschadigt aller meiner Not, Ich will dir's immer danken, es verwehr' es denn der Tod."

Da sprach der edle Dietrich: "Nun la.s.st ihn am Leben, Edle Konigstochter; es mag sich wohl begeben, Da.s.s Euch sein Dienst vergutet das Leid, das er Euch tat. 15 Er soll es nicht entgelten, da.s.s Ihr ihn gebunden saht."

Da liess sie Hagnen fuhren in ein Haftgemach, Wo niemand ihn erschaute, und er verschlossen lag.

Gunter der edle hub da zu rufen an: "Wo blieb der Held von Berne? Er hat mir Leides getan." 20

Da ging ihm hin entgegen von Bern Herr Dieterich.

Gunters Krafte waren stark und ritterlich; Da saumt' er sich nicht langer, er rannte vor den Saal.

Von ihrer beider Schwertern erhob sich machtiger Schall.

So grossen Ruhm erstritten Dietrich seit alter Zeit, 25 In seinem Zorne tobte Gunter so im Streit, Er war nach seinem Leide von Herzen feind dem Mann; Ein Wunder musst' es heissen, da.s.s da Herr Dietrich entrann.

Sie waren alle beide so stark und mutesvoll, Da.s.s von ihren Schlagen Palast und Turm erscholl, 30 Als sie mit Schwertern hieben auf die Helme gut.

Da zeigte Konig Gunter einen herrlichen Mut.

Doch zw.a.n.g ihn der von Berne, wie Hagnen war geschehn, Man mochte durch den Panzer das Blut ihm fliessen sehn Von einem scharfen Schwerte, das trug Herr Dieterich; 35 Doch hatte sich Herr Gunter gewehrt, der mude, ritterlich.

Der Konig ward gebunden von Dietrichens Hand, Wie nimmer Kon'ge sollten leiden solch ein Band.

Er dachte, liess er ledig Guntern und seinen Mann, Wem sie begegnen mochten, die mussten all den Tod empfahn. 40

Dietrich von Berne nahm ihn bei der Hand, Er fuhrt' ihn hin gebunden, wo er Kriemhilden fand.

Ihr war mit seinem Leide des k.u.mmers viel benommen.

Sie sprach: "Konig Gunter, nun seid mir hochlich willkommen."

Er sprach: "Ich musst' Euch danken, vieledle Schwester mein, 45 Wenn Euer Gruss in Gnaden geschehen konnte sein; Ich weiss Euch aber, Konigin, so zornig von Mut, Da.s.s Ihr mir und Hagen solchen Gruss im Spotte tut."

Da sprach der Held von Berne: "Konigstochter hehr, So gute Helden sah man als Geisel nimmermehr, 50 Als ich, edle Konigin, bracht' in Eure Hut; Nun komme meine Freundschaft den Heimatlosen zu Gut."

Sie sprach, sie tat' es gerne. Da ging Herr Dieterich Mit weinenden Augen von den Helden tugendlich.

Da rachte sich entsetzlich Konig Etzels Weib: 55 Den auserwahlten Degen nahm sie Leben und Leib.

Sie liess sie gesondert in Gefangnis legen, Da.s.s sich nie im Leben wiedersahn die Degen, Bis sie ihres Bruders Haupt hin vor Hagen trug.

Kriemhildens Rache ward an beiden grimm genug. 60

Hin ging die Konigstochter, wo sie Hagen sah.

Wie feindselig sprach sie zu dem Recken da: "Wollt Ihr mir wiedergeben was Ihr mir habt genommen, So mogt Ihr wohl noch lebend heim zu den Burgunden kommen."

Da sprach der grimme Hagen: "Die Red' ist gar verloren, 65 Vieledle Konigstochter. Den Eid hab' ich geschworen, Da.s.s ich den Hort nicht zeige; so lange noch am Leben Blieb' einer meiner Herren, wird er niemand gegeben."

"Ich bring' es zu Ende," sprach das edle Weib.

Dem Bruder nehmen liess sie Leben da und Leib. 70 Man schlug das Haupt ihm nieder, bei den Haaren sie es trug Vor den Held von Tronje; da gewann er Leids genug.

Als der Unmutvolle seines Herrn Haupt ersah, Wider Kriemhilden sprach der Recke da: "Du hast's nach deinem Willen zu Ende nun gebracht, 75 Es ist auch so ergangen, wie ich mir hatte gedacht.

Nun ist von Burgunden der edle Konig tot, Geiselher der junge, dazu Herr Gernot.

Den Hort weiss nun niemand als Gott und ich allein; Der soll dir Teufelsweibe immer wohl verhohlen sein." 80

Sie sprach: "So habt Ihr uble Vergeltung mir gewahrt; So will ich doch behalten Siegfriedens Schwert.

Das trug mein holder Friedel, als ich zuletzt ihn sah, An dem mir Herzensjammer vor allem Leide geschah."

Sie zog es aus der Scheide, er konnt' es nicht wehren, 85 Da dachte sie dem Recken, das Leben zu versehren.

Sie schw.a.n.g es mit den Handen, das Haupt schlug sie ihm ab; Das sah der Konig Etzel, dem es grossen k.u.mmer gab.

"Weh!" rief der Konig: "wie ist hier gefallt Von eines Weibes Handen der allerbeste Held, 90 Der je im Kampf gefochten und seinen Schildrand trug!

So feind ich ihm gewesen bin, mir ist leid um ihn genug."

Da sprach Meister Hildebrand: "Es kommt ihr nicht zu Gut, Da.s.s sie ihn schlagen durfte; was man halt mir tut, Ob er mich selber brachte in Angst und grosse Not, 95 Jedennoch will ich rachen dieses kuhnen Tronjers Tod."

Hildebrand im Zorne zu Kriemhilden sprang, Er schlug der Konigstochter einen Schwertesschw.a.n.g.

Wohl schmerzten solche Dienste von dem Degen sie; Was konnt' es aber helfen, da.s.s sie so angstlich schrie? 100

Die da sterben sollten, die lagen all umher, Zu Stucken lag verhauen die Konigstochter hehr.

Dietrich und Etzel huben zu weinen an Und jammerlich zu klagen manchen Freund und Untertan.

Da war der Helden Herrlichkeit hingelegt im Tod; 105 Die Leute hatten alle Jammer und Not.

Mit Leid war beendet des Konigs l.u.s.tbarkeit, Wie immer Leid die Freude am letzten Ende verleiht.

Ich kann euch nicht bescheiden, was seither geschah, Als da.s.s man immer weinen Christen und Heiden sah, 110 Die Ritter und die Frauen und manche schone Maid; Sie hatten um die Freunde das allergrosseste Leid.

Ich sag' euch nicht weiter von der grossen Not.

Die da erschlagen waren, die la.s.st liegen tot.

Wie es auch im Heunland hernach dem Volk geriet, 115 Hier hat die Mar' ein Ende. Das ist DAS NIBELUNGENLIED.

[Notes: 10: The widowed Kriemhild has married Etzel and lived several years at the Hunnish court, always nursing plans of vengeance against Hagen, who has not only killed her husband but robbed her of her Nibelungen h.o.a.rd. At last she invites her brothers to visit her. In the fierce fights that take place at Kriemhild's instigation all the Burgundians have fallen except Gunter and Hagen. The death of his liegemen at the hands of the Burgundians constrains the mighty Dietrich of Bern to interfere.]