An anthology of German literature - Part 85
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Part 85

Was flatterten die Raben?

Horch Glockenklang! horch Totensang: "La.s.st uns den Leib begraben!"

Und naher zog ein Leichenzug, 165 Der Sarg und Totenbahre trug.

Das Lied war zu vergleichen Dem Unkenruf in Teichen.

"Nach Mitternacht begrabt den Leib, Mit Klang und Sang und Klage! 170 Jetzt fuhr' ich heim mein junges Weib.

Mit, mit zum Brautgelage!

Komm, Kuster, hier! Komm mit dem Chor, Und gurgle mir das Brautlied vor!

Komm, Pfaff, und sprich den Segen, 175 Eh wir zu Bett uns legen!"--

Still Klang und Sang. --Die Bahre schwand.-- Gehorsam seinem Rufen, Kam's hurre hurre! nachgerannt, Hart hinters Rappen Hufen. 180 Und immer weiter, hop hop hop!

Ging's fort im sausenden Galopp, Da.s.s Ross und Reiter schn.o.ben.

Und Kies und Funken stoben.

Wie flogen rechts, wie flogen links 185 Gebirge, Baum' und Hecken!

Wie flogen links, und rechts, und links Die Dorfer, Stadt' und Flecken!

"Graut Liebchen auch? --Der Mond scheint h.e.l.l!

Hurra! die Toten reiten schnell! 190 Graut Liebchen auch vor Toten?"-- "Ach! La.s.s sie ruhn, die Toten!"--

Sieh da! sieh da! Am Hochgericht Tanzt' um des Rades Spindel Halb sichtbarlich, bei Mondenlicht, 195 Ein l.u.s.tiges Gesindel.-- "Sasa! Gesindel, hier! Komm hier!

Gesindel, komm und folge mir!

Tanz uns den Hochzeitreigen, Wann wir zu Bette steigen!"-- 200

Und das Gesindel husch husch husch!

Kam hinten nachgepra.s.selt, Wie Wirbelwind am Haselbusch Durch durre Blatter ra.s.selt Und weiter, weiter, hop hop hop! 205 Ging's fort irn sausenden Galopp, Da.s.s Ross und Reiter schn.o.ben, Und Kies und Funken stoben.

Wie flog, was rund der Mond beschien, Wie flog es in die Ferne! 210 Wie flogen oben uber hin Der Himmel und die Sterne!-- "Graut Liebchen auch? --Der Mond scheint h.e.l.l!

Hurra! die Toten reiten schnell!

Graut Liebchen auch vor Toten?"-- 215 "O weh, la.s.s ruhn die Toten!"--

"Rapp'! Rapp'! Mich dunkt, der Hahn schon ruft.-- Bald wird der Sand verrinnen-- Rapp'! Rapp'! Ich wittre Morgenluft-- Rapp'! Tummle dich von hinnen!-- 220 Vollbracht, vollbracht ist unser Lauf!

Das Hochzeitbette tut sich auf!

Die Toten reiten schnelle!

Wir sind, wir sind zur Stelle!"--

Rasch auf ein eisern Gittertor 225 Ging's mit verhangtem Zugel.

Mit schlanker Gert' ein Schlag davor Zersprengte Schloss und Riegel.

Die Flugel flogen klirrend auf, Und uber Graber ging der Lauf. 230 Es blinkten Leichensteine Rund um im Mondenscheine.

Ha sieh! Ha sieh! im Augenblick Huhu! ein gra.s.slich Wunder!

Des Reiters Koller, Stuck fur Stuck, 235 Fiel ab wie murber Zunder.

Zum Schadel, ohne Schopf und Zopf, Zum nackten Schadel ward sein Kopf; Sein Korper zum Gerippe, Mit Stundenglas und Hippe. 240

Hoch baumte sich, wild schn.o.b der Rapp', Und spruhte Feuerfunken; Und hui! war 's unter ihr hinab Verschwunden und versunken.

Geheul! Geheul aus hoher Luft, 245 Gewinsel kam aus tiefer Gruft.

Lenorens Herz, mit Beben, Rang zwischen Tod und Leben.

Nun tanzten wohl bei Mondenglanz, Rund um herum im Kreise, 250 Die Geister einen Kettentanz, Und heulten diese Weise: "Geduld! Geduld! Wenn's Herz auch bricht!

Mit Gott im Himmel hadre nicht!

Des Leibes bist du ledig; 255 Gott sei der Seele gnadig!"

+LXXVIII. FRIEDRICH SCHILLER+

1759-1805. The more important work of Schiller falls without the limit set for this book. His contribution to the literature of revolution begins with the _Robbers_ (1781), a fierce castigation of the social order, and ends with _Cabal and Love_ (1784), which is the only family tragedy of that time that has survived on the stage. The dramatic genius which was to give Schiller the supreme place in the history of the German theater appears full-fledged in his early plays, not, however, his self-control, his wisdom, or his knowledge of human nature.

+1+

+Lied Amaliens.+

Schon wie Engel, voll Walhallas Wonne, Schon vor allen Junglingen war er, Himmlisch mild sein Blick, wie Maiensonne Ruckgestrahlt vom blauen Spiegelmeer.

Seine Kusse--paradiesisch Fuhlen!

Wie zwo Flammen sich ergreifen, wie Harfentone in einander spielen Zu der himmelvollen Harmonie,--

Sturzten, flogen, schmolzen Geist und Geist zusammen, Lippen, w.a.n.gen brannten, zitterten,-- Seele rann in Seele--Erd' und Himmel schwammen Wie zerronnen um die Liebenden!

Er ist hin--vergebens, ach, vergebens Stohnet ihm der bange Seufzer nach!

Er ist hin, und alle l.u.s.t des Lebens Wimmert hin in ein verlorenes Ach!

+2+

+Die Entzuckung an Laura.+

Laura, uber diese Welt zu fluchten Wahn' ich--mich in Himmelmaienglanz zu lichten, Wenn dein Blick in meine Blicke flimmt; atherlufte traum' ich einzusaugen, Wenn mein Bild in deiner sanften Augen 5 Himmelblauem Spiegel schwimmt.

Leierklang aus Paradieses Fernen, Harfenschwung aus angenehmern Sternen, Ras' ich in mein trunknes Ohr zu ziehn; Meine Muse fuhlt die Schaferstunde, 10 Wenn von deinem woll.u.s.theissen Munde Silbertone ungern fliehn.

Amoretten seh' ich Flugel schwingen, Hinter dir die trunknen Fichten springen, Wie von Orpheus' Saitenruf belebt; 15 Rascher rollen um mich her die Pole, Wenn im Wirbeltanze deine Sohle Fluchtig, wie die Welle, schwebt.

Deine Blicke, wenn sie Liebe lacheln, Konnten Leben durch den Marmor facheln, 20 Felsenadern Pulse leihn; Traume werden um mich her zu Wesen, Kann ich nur in deinen Augen lesen: Laura, Laura mein!

3

_From the 'Robbers,' Act 3, Scene 2._

Gegend an der Donau.

DIE RaUBER,[1] gelagert auf einer Anhohe unter Baumen, die Pferde weiden am Hugel hinunter.

MOOR. Hier muss ich liegen bleiben (_wirft sich auf die Erde_). Meine Glieder wie abgeschlagen. Meine Zunge trocken, wie eine Scherbe.

(_Schweizer verliert sich unbemerkt._) Ich wollt' euch bitten, mir eine Handvoll Wra.s.sers aus diesem Strome zu holen; aber ihr seid alle matt bis in den Tod.

SCHWARZ. Auch ist der Wein all in unsern Schlauchen.