An anthology of German literature - Part 82
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Part 82

GOLO. Was soll ich nun? Genoveva! Was fang' ich nun an? Verflucht! Dort kommen mehr Leute. Ich muss fluchten, bin verraten, verloren. Weh! Weh!

[Notes: 3: Friedrich Muller (1749-1825), commonly distinguished as Maler Muller, wrote his _Golo und Genoveva_ between 1775 and 1781.

Siegfried, Count Palatine, has gone to aid Charles Martel against the Moors, leaving his virtuous and saintly wife, Genevieve, in the care of his trusted va.s.sal Golo. Inflamed by l.u.s.t and perverted by evil counsels, Golo proves faithless to his trust.

The scene is in Genevieve's castle-garden, where Golo has hidden in a grotto.]

+LXXVI. THE GoTTINGEN POETIC ALLIANCE+

In the year 1772 a number of Gottingen youths formed a society for the cultivation of a vigorous _Deutschtum_ in what they supposed to be the spirit of the forefathers. Klopstock was their hero, Wieland their aversion. They wrote songs, ballads, odes, idyls, elegies, etc., treating of freedom, virtue, love of country, the brave days of old; of nature and the seasons; of common folk and their employments. Their work accords with the general spirit of the 'Storm and Stress,' and here and there presages the romantic movement. Of the selections, Nos. 1, 4, 9 are by Count Friedrich Leopold s...o...b..rg (1750-1819); Nos. 2, 5 by Johann Heinrich Voss (1751-1826); Nos. 3, 6, 10 by Ludwig Holty (1748-1776); Nos. 7, 8 by Johann Martin Miller (1750-1814). See Kurschner's _Nationalliteratur_, Vols. 49-50.

+1+

+Die Freiheit.+

Freiheit! Der Hofling kennt den Gedanken nicht, Sklave! Die Kette ra.s.selt ihm Silberton!

Gebeugt das Knie, gebeugt die Seele, Reicht er dem Joche den feigen Nacken.

Mir ein erhabner, schauergebarender 5 Wonne-Gedanke! Fre heit, ich fuhle dich!

Das ganze Herz, von dir erfullet, Stromet in voller Empfindung uber!

Nektar der Seele! Helden entflammtest du, Welchen die Nachwelt jedes Erstaunen weiht, 10 Du starktest sie! In Sklavenhanden Rostet der Stahl, wird entnervt der Bogen.

Wer fur die Freiheit, wer fur das Vaterland Mutig den Arm hebt, leuchtet im Blute wie Der Blitz des Nachtsturms; der Gefahren 15 Trubt ihm nicht eine die heitre Stirne.

Namen, mir festlich wie ein Triumphgesang: Brutus! Tell! Hermann! Cato! Timoleon!

Im Herzen des, dem freie Seele Gott gab, mit Flammenschrift eingegraben. 20

+2+

+An Goethe.+[1]

Der du edel entbranntst, wo hochgelahrte Diener Justinians Banditen zogen, Die in Roms Labyrinthen Wurgen das Recht der Vernunft;

Freier Goethe, du darfst die goldne Fessel, Aus des Griechen Gesang geschmiedet, hohnen!

Shakespeare durft' es und Klopstock, Sohne gleich ihm der Natur!

Mag doch Heinrichs Homer,[2] im tragen Mohnkranz, Mag der grosse Corneill', am Aristarchen-- Trone knieend, das Klatschen Staunender Leutlein erflehn!

Deutsch und eisern wie Gotz, sprich Hohn den Schurken-- Mit der Fessel im Arm! Des Sumpfes Schreier Schmaht der Leu zu zerstampfen, Wandelt durch Walder und herrscht!

[Notes: 1: The ode, written in 1773, alludes to Goethe's newly published _Gotz_, in which there are some drastic comments on German legal procedure under the Code Justinian.

2: Allusion to Voltaire's _Henriade_.]

+3+

+An Teuthard.+[3]

Trotz jedem Ausland sturmet Begeisterung In deutschen Seelen. Barden, ihr zeuget es, Die ihr von Sarons Palmen und von Heimischen Eichen euch Kranze wandet!

Mit schnellern Flugen als der Hesperier 5 Und Brite flogt ihr, Barden des Vaterlands, Zu Bragas Gipfel! Noch war Dammrung; Dammrung zerflog, und die Mittagssonne

Stand hoch am Himmel. --Muse Teutoniens, Du bietest deiner Schwester, der Britin, Trotz 10 Und uberfleugst sie bald! Du lachelst, Muse, der gaukelnden Afterschwester,

Die in den goldnen Salen Lutetiens Ihr Liedchen klimpert. Schande dem Sohne Teuts, Der's durstig trinket, weil es Woll.u.s.t 15 Durch die entloderten Adern stromet!

Kein deutscher Jungling wahle das Madchen sich, Das deutsche Lieder ha.s.set und Buhlersang Des Galliers in ihre Laute Tandelnde Silberaccorde tonet! 20

Schwing deine Geissel, Sanger der Tugend, schwing Die Feuergeissel, welche dir Braga gab, Die Natternbrut, die unsre deutsche Redlichkeit, Keuschheit und Treue totet,

Zuruckzustaupen! Ich will, o Freund, indes, 25 Wenn deine Geissel brauset, des tollen Schwarms Am Busen eines deutschen Madchens Unter den Blumen des Fruhlings lachen.

[Notes: 3: Teuthard--poetic name for a rugged Old German--is Fritz Hahn, a member of the Alliance.]

+4+

+Lied eines deutschen Knaben.+

Mein Arm wird stark, und gross mein Mut, Gib, Vater mir ein Schwert!

Verachte nicht mein junges Blut, Ich bin der Vater wert!

Ich finde furder keine Ruh 5 Im weichen Vaterland!

Ich sturb, o Vater, stolz wie du, Den Tod furs Vaterland!

Schon fruh in meiner Jugend war Mein taglich Spiel der Krieg; 10 Im Bette traumt' ich nur Gefahr Und Wunden nur und Sieg.

Mein Feldgeschrei erweckte mich Aus mancher Turkenschlacht; Noch jungst ein Faustschlag, welchen ich 15 Dem Ba.s.sa zugedacht.

Da neulich unsrer Krieger Schar Auf dieser Stra.s.se zog, Und, wie ein Vogel der Husar Das Haus voruberflog: 20

Da gaffte starr und freute sich Der Knaben froher Schwarm; Ich aber, Vater, harmte mich Und prufte meinen Arm.

Mein Arm wird stark, und gross mein Mut, 25 Gib, Vater, mir ein Schwert!

Verachte nicht mein junges Blut, Ich bin der Vater wert!

+5+

+Trinklied fur Freie.+

Mit Eichenlaub den Hut bekranzt!

Wohlauf! und trinkt den Wein, Der duftend uns entgegenglanzt!