An anthology of German literature - Part 23
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Part 23

Hand und Herz im Leide 15680 Befahl sie Gottes Segen Zu huten und zu pflegen.

Doch war auch mancher in der Schar, Der hatte, alles Hochsinns bar, Der Konigin den Eidschwur gern 15685 Vorgesagt im Kreis der Herrn Ihr zu Schaden und zu Falle.

Ihr alter Feind voll Gift und Galle, Des Konigs Truchsess Marjodo, Versuchte es bald so, bald so, 15690 Und trug es ihr zum Schaden an.

Doch war auch wieder mancher Mann, Der sich selbst an ihr ehrte Und ihr's zu Gute kehrte.

So stritten sie sich her und hin 15695 Um den Eid der Konigin; Der war ihr gut, der bos gesinnt, Wie's immer geht, wo Menschen sind.

"Herr Konig," fiel die Herrin ein, "Was sie auch reden insgemein, 15700 Der Eid muss doch vor allen Euch und nur Euch gefallen; Und darum seht nun selber zu, Was ich hier spreche oder tu'.

Ob ich den Eid Euch sage, 15705 So da.s.s er Euch behage.

Der wirre Hader schweige still; Vernehmt, was ich Euch schworen will: Da.s.s ausser Euch kein andrer Mann Kunde meines Leibs gewann, 15710 Und da.s.s wahrhaftig, wenn nicht Ihr, Kein Lebender auf Erden mir Im Arm und an der Seite lag Als der, den ich nicht leugnen mag-- Was wurd' es mir auch taugen, 15715 Da Ihr mit eignen Augen Ihn saht in meinem Arme-- Der Pilgersmann, der arme: So helfe mir denn, red' ich wahr, Mein Gott und aller Heiligen Schar, 15720 So da.s.s ich ohne Wehe Das Urteil hier bestehe.

Herr, wollt Ihr mehr, gebietet nur, Und ich verbess're Euch den Schwur In jeder Weise, wie Ihr wollt." 15725 "Nein," sprach der Konig, "Frau Isold, Soweit ich das erwagen kann, Bedunkt es mich genug hieran.

Nun nehmt das Eisen auf die Hand, Und wie die Wahrheit Ihr bekannt, 15730 So helf' Euch Gott in dieser Not!"

"Amen," sprach die Frau Isot.

Sie griff es an auf Gottes Gnaden-- Und trug das Eisen ohne Schaden.

Da wurde deutlich wohl und klar 15735 Vor aller Augen offenbar, Da.s.s unsern lieben Herrgott man Wie einen armel wenden kann: Er schmiegt sich an und fugt sich glatt, Wie man es nur im Sinne hat, 15740 So weich, so handsam und bequem, Wie's artig ist und angenehm, Ist allen Herzen gleich bereit Zum Trug wie zur Wahrhaftigkeit, Zum Ernste wie zur Spielerei, 15745 Wie man's begehrt, er ist dabei.

[Notes: 3: Having become justly suspicious of his wife's fidelity, King Marke requires her to prove her innocence by the ordeal of the hot iron. She complies--in a way.]

+XXVI. KONRAD VON WuRZBURG+

The most gifted of the romancers after the famous trio. He was born at Wurzburg about 1230, wrote some of his earliest poems there, lived afterwards at Basel, then at Stra.s.sburg, and died at Basel in 1287. He loved the good old times of knighthood and wrote of them in facile verse whose popularity is attested by several notices. His works are rather numerous. The most important of the longer romances is _Engelhart_; of the shorter tales, _The World's Reward_, _Otto with the Beard_, _Silvester_, and the _Story of a Heart_. This last is given below in condensed form.

+Story of a Heart.+

Ein Ritter und ein gutes Weib, Die hatten einmal Seel' und Leib So fest verwebt in Minneglut, Da.s.s beider Leben, beider Mut War eins geworden ganz und gar. 5 Was je der Frau zuwider war, Das war es auch dem Ritter.

Davon zuletzt ward bitter Ihr Lebensende, leider.

Es war die Minne beider 10 Nun worden so gewaltig, Da.s.s sie sehr mannigfaltig Die Herzen machte schmerzen.

Gross Schmerz ward ihren Herzen Von susser Minne kund. 15 Die hatte sie bis auf den Grund Mit ihrer Flamm' entzundet Und dergestalt ergrundet In heisser Leidenschaft, Da.s.s Worte machtlos bleiben 20 Dieselbe zu beschreiben.

Doch konnten sie nun leider nicht Zusammenkommen, um die Pflicht Der Minne nach Begehr zu uben.

Denn jenes Weib, gemacht zum Lieben, 25 Hatt' einen werten Ehgemal, Der brachte beiden grosse Qual, Weil dieser, immer auf der Hut, Bewachte jenen Ritter gut, So da.s.s er niemals konnte stillen 30 An ihr des wunden Herzens Willen, Das blutete im Busen sein.

Deswegen litt er eine Pein, Die grausam war und furchterlich.

Nach ihrem Leibe minniglich 35 Begann er sich gar sehr zu qualen Und konnte seine Not verhehlen Nicht mehr vor ihrem Mann.

Zur Frau begab er sich sodann Bei gunstiger Gelegenheit 40 Und klagte ihr sein Herzensleid.

Daraus entstand erst lang danach Fur ihn ein schweres Ungemach.

Der Gatte, in verdacht'gem Mut, Bewachte sie mit strenger Hut 45 So lange, bis ihm leider klar An ihrem Tun geworden war, Da.s.s susse Minne beider Gluck Umwickelt hielt in ihrem Strick.

Das tat dem guten Herrn leid; 50 Er dachte bei sich sehr gescheit: La.s.s ich mein Weib also gebaren, Werd' ich an ihr nun bald erfahren, Was all mein Gluck vergiftet, Wenn sie mir Schaden stiftet 55 Mit diesem werten Mann.

Also, wenn ich es fugen kann, Entruck' ich sie seinem Begehr: uber das grosse wilde Meer Will ich nun mit ihr fahren 60 Und sie auf solche Art bewahren Vor ihm, bis er dann ganz von ihr Wegwendet seines Herzens Gier.

Und bald denkt sie an ihn nicht mehr: Dem, hort' ich sagen von je her, 65 Wird nach und nach sein Lieb zu Leid, Der lebt bestandig lange Zeit Von ihm getrennt. So steht mein Sinn: Ich fahre bald mit ihr dahin Und bleibe in der heil'gen Stadt, 70 Bis meine Frau vergessen hat Die Liebe, die sie uberkam Von diesem Ritter lobesam.

Als es dem ward bekannt, Der nach der Dame war entbrannt, 75 Beschloss der Liebende bei sich, Ihr nachzufolgen schleuniglich.

Die strenge Kraft der Minne Bezw.a.n.g so seine Sinne, Da.s.s er ja um das schone Weib 80 Hatte willig seinen Leib In den grimmen Tod gebracht.

Drum wollt' er, wie er's ausgedacht, Nicht lang verziehen mit der Fahrt.

Als nun die Dame inne ward 85 Der Absicht, die er hegte, Rief heimlich ihn, so wie sie pflegte, Zu sich das kaiserliche Weib Und sagte: "Freund und lieber Leib, Mein Mann ist auf den Plan gekommen, 90 Wie du wohl selber hast vernommen, Mich zu entfernen weit von dir.

Nun, Trautgesell, gehorche mir In deiner hochholdseligen Art Und mach' zunichte diese Fahrt, 95 Die er ersann zu meinem Weh.

Fahr' du alleine uber See; Und hat er dann davon vernommen, Da.s.s du vor ihm dahin gekommen, So bleibt er hier wohl stehen, 100 Und jener Argwohn wird vergehen, Den er auf mich gelenkt.

Wenn er nun bei sich denkt: 'War' etwas Wahres an der Sunde, Der ich mein Weib fur schuldig finde, 105 Hatte der Ritter solcherma.s.sen Das Land gewiss niemals verla.s.sen.'

So wird der Argwohn bald entkraftet, Den er bisher auf mich geheftet; Auch soll es dir kein Leid bereiten, 110 Dich aufzuhalten dort im weiten, Bis das Geschwatz wird einmal stumm, Das hier zu Lande lauft herum.

Und bringt der susse reine Christ Dich wieder heim nach kurzer Frist, 115 So hast du's besser kunftiglich Mit deiner Minne, wie auch ich, Denn das Geplapper von uns zwein Wird, hoff' ich, ausges...o...b..n sein.

Gott sei's geklagt, da.s.s du allhier 120 Nicht immer bleiben kannst bei mir, Und ich bei dir, wie ich begehr'.

Nun komm zu mir, mein lieber Herr, Und steck' dir dieses Ringlein an: Dich soll's erinnern dann und wann, 125 Wie ich hier weil' mit schwerem Sinn, Weil ich von dir geschieden bin.

Jetzt kusse mich nur noch einmal Und tue, wie ich dir befahl."

Der werte Ritter trennte sich 130 Von ihr und ging wehmutiglich Ans Ufer, wo ein Schiff sich fand, Und fuhr nach dem gelobten Land.

Doch schwerer wurde mit der Zeit Des Liebekranken Weh und Leid, 135 Es drang bis auf der Seele Grund, Er ward von tiefer Sorge wund Und klagte ofters von der Pein, Die wutete im Herzen sein.

So lebt' er jammervolle Tage 140 Und trieb so lange seine Klage, Bis er am Ende kam so weit In seinem grenzenlosen Leid, Da.s.s er nicht mehr mochte leben.

Solch elend Los war ihm gegeben, 145 Da.s.s auch sein aussres deutlich sprach Von seinem inneren Ungemach.

Und als der Ritter wusste, Da.s.s er bald sterben musste, Sprach er also zu seinem Knecht: 150 "Mein Trautgesell, vernimm mich recht!

Ich sehe leider wohl, Da.s.s ich bald sterben soll, Weil die, die ich so sehr geliebt, Grausam zu Tode mich getrubt. 155 Das ist nun meine Lage, Drum h.o.r.e, was ich sage: Wenn meine allerletzte Not Vorbei ist, und ich liege tot Durch das holdselige Weib, 160 So la.s.s aufschneiden meinen Leib Und nimm mein Herz heraus, All blutig und von Farbe graus.

Sodann sollst du es salben Mit Balsam allenthalben; 165 So bleibt es frisch auf Jahr und Tag.

Und h.o.r.e, was ich weiter sag'.

Schaff' dir ein goldnes Buchselein, Verziert mit edelem Gestein; Darein mein totes Herze tu' 170 Lege das Ringlein auch hinzu Und bring' es meiner Frauen, Damit sie moge schauen, Was ich von ihr erlitten, Und wie mein Herz verschnitten 175 Um ihretwillen. Gott beglucke Meine arme Seel' und schicke, Da.s.s die weitentfernte Susse Gluck und Lebensfreud' geniesse, Da ich hier nun liege tot." 180 In solcher schweren Herzensnot Verschied der Ritter. Mit dem Toten Verfuhr der Knecht, wie ihm geboten: Er kehrte heim mit heissem Schmerz Und trug mit sich das tote Herz. 185 Doch als er durch die Gegend eilte, Wo jene hohe Frau verweilte, Kam ihm--es war sehr ungelegen-- Ihr werter Ehgemahl entgegen, Bedrohte ihn mit scharfem Wort 190 Und nahm das Herze mit sich fort.

Dem Koche liess er's uberreichen, Der eine Speise sondergleichen Fur seine Herrin machen sollte.

Der Koch tat, wie der Schlossherr wollte, 195 Und ganz unwissentlicher Weise Genoss die Frau die ekle Speise.

Es deucht' ihr gut, sie a.s.s es gern Und sprach also zu ihrem Herrn: "Ist dieses Essen lobesam 200 Wild gewesen oder zahm?"

Der Herr erwiderte gemessen: "Du hast des Ritters Herz gegessen, Der mit so liebevollem Sinne Stets trachtete nach deiner Minne. 205 Von sehnsuchtsvoller Herzensnot Liegt er in weiter Ferne tot Und hat sein Herz in dieses Land Durch seinen Knecht zu dir gesandt."

Entsetzen traf das holde Weib, 210 Das Herz erkaltet' ihr im Leib, Die Hande fielen ihr zum Schoss, Das Blut ihr aus dem Munde goss; Zuletzt sprach sie in tiefem Schmerz: "a.s.s ich also des Freundes Herz, 215 Der stetig mich geliebt so sehr, So sag' ich Euch bei meiner Ehr', Da.s.s keine andre Speise mir Von diesem Tage fur und fur Den Mund beruhrt. Ich folge nach 220 Dem Freunde, der nie Treue brach; Ich weiss, ich komme bald ans Ende."

Sie faltete die weissen Hande, Es brach das Herz in ihrem Leib, Sie sank dahin ein totes Weib. 225

+XXVII. LATER MINNESINGERS+

During the 13th century the making of amatory verses in honor of a liege lady became a part of the ordinary fashion of knighthood. In time the 'nightingales' could be counted by the hundred. Many of them were very clever metricians, but not many found anything to express that had not been better expressed before. A few of the more noteworthy among Walter's successors are represented in the following selections, which are taken from Obermann's _Deutscher Minnesang_. The most original is Neidhart von Reuental, who eschewed the conventional _hohe Minne_ and sang l.u.s.tily of the plebeian maid and the rustic dance.

+1+

+Reinmar von Zweter: Gebot an den Unendlichen.+

Gott, Ursprung aller guten Ding', Gott, alle Weit' und Breite rings umschliessend wie ein Ring, Gott, aller Hoh' Bedeckung, aller Tiefe endeloser Grund, O sieh aus deiner Gottlichkeit Herab auf deine teuer dir erkaufte Christenheit, Um die dein eingeborener Sohn ward an dem heil'gen Kreuze wund.

Er hat sich uns vermahlt mit seinem Blute: Die Liebe komm' uns auch von dir zugute Um dessen will'n, durch den wir kamen Von Holle los und Teufelsmacht.

Ihm sei mit dir, Herr, Lob gebracht Als Einem Gotte mit dreifachem Namen.

+2+

+Reinmar von Zweter: Kurze l.u.s.t und langes Leid.+

Du susses Weib! Im Herzen mein Sieh dich doch um, und find'st du dort noch wen als dich allein, So la.s.s mich nur vergehn und ohne Trost bis an mein Ende leben.

Doch herrschest du darin, o dann, Vielsusses Weib, so nimm in Huld dich meiner mehr auch an.

Mehr kann ich nicht: durch meine Augen bist du mir ins Herz gegeben.

Ganz bist du, Susse, mir hineingegangen, Ich hab' dich oftmals heimlich drin empfangen.

Wenn ich so lieb dann an dich dachte, Ein wenig wohler mir geschah; Doch dann sa.s.s ich gar traurig da, Und kurze l.u.s.t mir langes Leid stets brachte.

+3+